Wie sähe eine Landwirtschaft aus, in der wir unsere Kulturen nur noch alle 100 – 500 Jahre pflanzen müssten? Bodenbearbeitung einmal in 500 Jahren?
In Agroforstsystemen werden mehrjährige Kulturen in den Ackerbau, den Gemüsebau oder die Tierhaltung integriert und ergänzen so unseren Anbau um Bäume und Sträucher, die klare Vorteile gegenüber einjährigen Pflanzen haben: Ein etablierter Nussbaum hat seine Wurzeln schon in mehreren Metern Tiefe und damit in ganz anderen Wasser- und Nährstoffdepots als z.B. unser Getreide, das jedes Jahr als Keimling neu starten muss.
Auch die Photosyntheseleistung von Bäumen ist um ein Vielfaches höher und das über den größten Teil der Wachstumsperiode, mit grünen Blättern von April bis Oktober. Sie sind damit unangefochtene Sieger in der Ernte von Sonnenenergie. Unter mehrjährigen Kulturen kann die Bodenruhe an ihr Maximum kommen und Bodenpilze finden hier ihre natürliche Wachstumsumgebung. Baumreihen dienen als biologische Pufferzonen für Nützlinge, zum Wind- und Erosionsschutz, zur Lebensmittel- (z.B. Obst- oder Nussgehölze) und Biomasseproduktion (z.B. Pappeln & Weiden) oder zur Gewinnung von Wertholz.
In langähriger Visionssuche, Planung und Umsetzung verschiedener Agroforstsysteme auf den Flächen der Landwirtschaft am Schloss Tempelhof, haben wir jetzt das Praxiswissen, eine breite Vernetzung und das notwendige Handwerkszeug sammeln können, die der Gestaltung von nutzbaren Ökosystemen und dem Lebensmittelanbau eine neue Dimension gibt.
Durch die Vielfältigkeit dieses Projekts sind dabei unterschiedliche Nutzungssysteme entstanden: Ob Tafelnussanbau im Grünland, Wertholzproduktion auf Ackerland oder Tafel-und Wildobst im Gemüsebau. Jedes Anbausystem kann um diese Ebene erweitert werden und so zu mehr Diversität und Bodenruhe beitragen.
Letzendlich geht es uns dabei um die Gestaltung von Ökosystemen, in denen wir als Gärtner*innen & Landwirt*innen arbeiten und leben.