Market Garden oder Marktgärtnereien existieren schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts und bezeichnen kompakte Gärten, die auf kleinster Fläche (von weniger als 0,1 ha bis 3 ha), mit einfachen Techniken und hoher Flächeneffizienz Gemüse produzieren.
Das Anbausystem ist geprägt von dem Verzicht auf den sonst klassischen Einsatz von schweren Maschinen, um die Bodenverdichtung auf ein Minimum zu reduzieren und damit die Erosionsgefahr zu verringern. Stattdessen betreiben wir mit gezielter Handarbeit, neuen, handlichen Gartenwerkzeugen und Techniken wie z. B. der Verdunkelung des Bodens, einen neuen (bio-)intensiven Gemüsebau.
Mit dem intelligent geplanten Fokus auf die Produktivität auf kleiner Fläche, anstatt dem industriellen Ansatz „wachse oder weiche“.
Durch den Verzicht auf schwere Maschinen entstehen außerdem neue Möglichkeiten im Anbau, wie der Verwendung von deutlich dichteren Pflanzabständen bzw. Aussaatdichten oder der vereinfachten Integration von Mischkulturen. Höhere Bestandsdichten führen zu einem Mulcheffekt durch die Kulturpflanzen und so zu einer verbesserten Bodenbedeckung und Verdunkelung.
Dadurch können wir bei der Wassermenge für Bewässerung und teure Arbeitszeit für die Beikrautpflege sparen. Außerdem optimieren wir dadurch die Platzausnutzung auf dem Beet und damit auf der gesamten Fläche.
Zentrales Erfolgskriterium ist in einem Market Garden die Bedarfsermittlung, intelligente Anbauplanung mit den zu erwartenden Erträgen, die Planung von Pflanz-, Aussaat- & Kultivierungszeitpunkten und der teils komplexen Beetbelegungen. Auch die genaue Planung des Gartengrundrisses und der Infrastruktur z. B. im Bezug auf Laufwege spielt, im Sinne des „Lean Farming“ dabei eine wichtige Rolle für die Arbeitseffizienz im Market Garden.
Inspiriert durch das System des biointensiven Gemüsebaus, kommen permanente Beete zum Einsatz, die die Bewirtschaftung und Planung erleichtern und zur Bodenschonung beitragen. Die boden-pflegenden Werkzeuge dieses regenerativen Gemüsebaus können so langjährig an Ort und Stelle ihre Wirkung entfalten. Inputs wie Kompost oder Mulch konzentrieren wir nur noch auf die direkte Anbaufläche und wir setzen sie somit effizienter ein.
Da wir den Boden als lebendiges System begreifen, kommt konsequent Kompost zum Einsatz, um die Bodenstruktur zu verbessern, die Verlebendigung des Bodens zu steigern und nicht zuletzt die hohen Flächenerträge zu ermöglichen. Durch die Entwicklung von Low-Tech-Lösungen für die Maschinierung und dem niedrigen Flächenbedarf, fallen die Investitions- & Produktionskosten für Market Garden auf ein vergleichsweise niedriges Niveau, was vor allem für junge Gärtner und Gartenprojekte in der Gründung relevant ist.
Die Direktvermarktung über Marktstände, Solidarische Landwirtschaft, Restaurants etc. kann die nötigen Margen realisieren, um dieses Anbausystem zu ermöglichen, und steigert den Bezug von Konsumenten zu den Produzenten ihrer Lebensmittel.
Somit stärkt die Verbreitung von Marktgärten die regionale Ernährungssouveränität mit nährstoffdichten Lebensmitteln und hat das große Potential die industriellen & globalen Strukturen unserer Lebensmittelversorgung zu dezentralisieren, enorme Transportwege zu sparen, lokale Wirtschaftskreisläufe zu fördern und dabei unsere Lebensgrundlage „Boden“ zu pflegen.
Oder wie es der Weltagrarbericht, zusammengefasst von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, auf den Punkt bringt: